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Amsterdam, Impressionen einer Stadt. Dazu eine grosse russische Oper

  • Kojich & Felder Reisen zur Kunst
  • 5. Juli
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 6. Juli




Wie etwa 900,000 Fahrräder, die durch die Stadt flitzen ist In Amsterdam das Antlitz und Bilder von Rembrandt van Rijn allgegenwärtig – sei es auf Denkmälern, in Museen, Restaurants, Geschäften oder sogar in Parkgaragen. Es würde Monate dauern, alle seine Darstellungen in der Stadt zu sehen. Während unserer dreitägigen Reise nach Amsterdam haben wir dazu einen kleinen Beitrag geleistet.

Trotz seines großen Ruhms und kommerziellen Erfolges lebte Rembrandt in seinen späteren Jahren ziemlich mittellos. Das bürgerliche Haus, das heute als „Rembrandthuis“ bekannt ist, konnte er damals nicht behalten. Während unseres Besuchs in diesem Museum konnten wir mehr über die Kunst der Radierung erfahren und sogar ein Selbstbildnis des Künstlers drucken lassen.


Selbstbildnis des jungen Rembrandts aus der Leiden Phase
Selbstbildnis des jungen Rembrandts aus der Leiden Phase

Rembrandt haben wir natürlich im Rijksmusem begegnet. Seit dem Umbau (2003-2013) von dem spanischen Architekturbüro Cruz y Ortiz (Cruz y Ortiz Arquitectos) trätet man das Museum durch eine grosszügige Vorhalle ein. Ziel des Umbaus war es, die ursprüngliche Pracht des Museums wiederherzustellen und gleichzeitig moderne Elemente einzuführen. Der Umbau ist vollkommen gelungen: man hat dem alten amsterdamen Herrn neue Leichtigkeit verliehen.


Rembrandts Meisterwerk Die Nachtwache gehört zu den bekanntesten und bedeutendsten Gemälden der Welt. Es ist nicht nur das Aushängeschild des Rijksmuseums, sondern auch ein Symbol der niederländischen Nationalidentität. Vor diesem ikonischen Bild finden sogar hochrangige Staatsbesuche statt – ein eindrucksvoller Beleg für seine kulturelle und politische Strahlkraft.

Barack Obama und Mark Rutte halten ihre Reden vor der Nachtwache
Barack Obama und Mark Rutte halten ihre Reden vor der Nachtwache

Um dieses außergewöhnliche Kunstwerk für zukünftige Generationen zu erhalten, haben das Rijksmuseum in Amsterdam und ein internationales Team von Expertinnen und Experten ein groß angelegtes Restaurierungsprojekt gestartet: die sogenannte „Operation Nachtwache“. Seit dem Projektbeginn im Jahr 2019 wird das Gemälde mit modernster Technik untersucht und restauriert – öffentlich sichtbar für alle Besucherinnen und Besucher des Museums. Hinter einer gläsernen Wand können sie den Restauratorinnen und Restauratoren bei der Arbeit zusehen und erfahren, welche hochpräzisen Schritte notwendig sind, um das fragile Werk zu schützen und zu bewahren.


Auch das Wasser ist in Amsterdam allgegenwärtig.


Das Netzwerk der Grachten entwickelte sich vollständig im 17. Jahrhundert und bildete die Adern einer pulsierenden Handelsstadt. Auf unseren Spaziergängen durch die Stadt haben wir die schönsten – und manchmal auch ruhigsten – Ecken ausgesucht. Bis plötzlich wieder ein Fahrrad blitzschnell und mit warnendem Klingeln irritiert über die Brücke raste.


Auch Édouard Manet hat die Grachten von Amsterdam in seinem Werk verewigt. Der französische Maler besuchte die Stadt mindestens zweimal: Erstmals zwischen 1853 und 1856 im Rahmen seiner ausgedehnten Reisen durch Deutschland, Italien und die Niederlande. Während dieses Aufenthalts wurde er stark von der Malweise des niederländischen Meisters Frans Hals beeinflusst.

Ein zweiter Besuch folgte im Jahr 1872. Man weiß, dass Manet bei dieser Reise auch das Rijksmuseum besuchte, das damals noch im Trippenhuis untergebracht war. Inspiriert von den malerischen Stadtansichten entstand in dieser Zeit eines seiner bekannten Werke: Die Zuiderkerk (Blick auf das Groenburgwal) – eine atmosphärische Darstellung der Amsterdamer Altstadt mit der markanten Kirchturm-Silhouette der Zuiderkerk.


Während des Goldenen Zeitalters Amsterdams erlebte der Kunstmarkt einen enormen Aufschwung, was zu einer zunehmenden Spezialisierung unter den Künstlern führte – sowohl hinsichtlich der Motive als auch der Techniken. Besonders die Marinemalerei entwickelte sich zu einem eigenständigen und gefragten Genre mit vielfältigen stilistischen Ausprägungen. Ein herausragendes Beispiel hierfür ist Willem van de Velde der Jüngere, natürlich ausführlich im Rijks zu sehen. Bekannt wurde er vor allem durch seine großformatigen Darstellungen von Seeschlachten, die er – ungewöhnlich für die Zeit – mit Tinte auf Leinwand anfertigte.


Diese Werke bestechen durch eine beeindruckende Detailgenauigkeit sowie eine dynamische Inszenierung von Schiffen und maritimen Gefechten. Van de Velde gelang es mithilfe spezieller Techniken, die Bewegung des Meeres und die Dramatik der Szenen auf eine lebendige Weise einzufangen.

Seine Werke waren bei Auftraggebern äußerst begehrt und trugen maßgeblich zum internationalen Renommee der niederländischen Marinemalerei bei. Durch seine konsequente Spezialisierung und technische Brillanz konnte sich Willem van de Velde der Jüngere deutlich von seinen Zeitgenossen abheben und einen festen Platz in der Kunstgeschichte des 17. Jahrhunderts sichern.


Diese Bilder beeindrucken durch ihren unglaublichen Detailreichtum und fesseln die Besucher. Auf diesem Bild aus dem Jahr 1659 wird die Schlacht von Livorno dargestellt. Zu sehen ist, wie das englische Schiff „Samson” vom Kriegsschiff „Halbmond” des Admirals Cornelius Tromp angegriffen und in Flammen versetzt wird.
Diese Bilder beeindrucken durch ihren unglaublichen Detailreichtum und fesseln die Besucher. Auf diesem Bild aus dem Jahr 1659 wird die Schlacht von Livorno dargestellt. Zu sehen ist, wie das englische Schiff „Samson” vom Kriegsschiff „Halbmond” des Admirals Cornelius Tromp angegriffen und in Flammen versetzt wird.

Dem Thema "Wasser und Schifffahrt" begegnen wir am Abend aus einer weniger abenteuerlichen Perspektive.


Unweit unseres Hotels besteigen wir ein elegantes Salonboot zu einer Fahrt über die Amsterdamer Grachten. Das Boot mit dem Namen Pax legt an einem Restaurant an, wo unsere Gerichte auf vorgewärmten Tellern vorbereitet und von der Crew stilvoll an den Tisch gebracht werden. Nach einem langen Tag voller Kunst und Kultur genoss unsere kleine Reisetruppe die wohlverdiente Entspannung und stieß auf die Innovationsfreudigkeit der Niederländer an. Auch auf die Innovationsfreudigkeit der Gastronomie auf den Wasserwegen.


Szenenwechsel: Ein musikalischer Streifzug durch das russische 17. Jahrhundert in der Amsterdamer Nationale Opera en Ballet.


Während man in den Niederlanden die Früchte einer progressiven und offenen Republik – die blühende Kunst, Dichtung und Wissenschaft – erntete, steckte Russland noch im Schlamm eines komplizierten 17. Jahrhunderts. Mit dieser Geschichte wurden wir in einer Aufführung der Oper Boris Godunow von Modest Mussorgski der Nationale Opera & Ballet musikalisch und visuell konfrontiert. Und welche Begegnung hat Regisseur Kiril Serbennikov für uns vorbereitet! Mit schwindelerregender Geschwindigkeit führte er uns durch den Kreml des frühen 17. Jahrhunderts. Ein Jahrhundert der großen russischen Literaten, der versklavten Bauern und des frankophilen Adels. Ein Jahrhundert unter der Herrschaft des Zaren Boris Godunow, eines Bojaren, der 1598 am Hof Iwans des Schrecklichen an die Macht kam. Diese Periode wird später als Zeit der Wirren bekannt werden.


Der Chor: "Herr, gib uns Brot! Brot für die Hungrigen"
Der Chor: "Herr, gib uns Brot! Brot für die Hungrigen"

Natürlich hat man die Chance nicht verpasst, die Kritik am Kreml von Wladimir Wladimirowitsch Putin in Kostümen und Szenenbild auszumalen. Was aber völlig überraschend war, war eine Szene, in der klar Bezug auf das Trump'sche Amerika genommen wurde. Anstelle der überdimensionalen roten Krawatte von Donald Trump dominierte die Szene ein rotes Kleid von Marina Minishek (gespielt durch Raehann Bryce-Davis).


In Anwesenheit der Medien unterschreibt Marina die Befehle an die Bojaren, die auf den Umsturz von Boris Godunow instruiert werden. Man sieht hier eine szenographische Parallele zu den Executive Orders von Präsident Trump.
In Anwesenheit der Medien unterschreibt Marina die Befehle an die Bojaren, die auf den Umsturz von Boris Godunow instruiert werden. Man sieht hier eine szenographische Parallele zu den Executive Orders von Präsident Trump.

Weder Wort noch Bild können eine „große Oper“ natürlich nach Hause bringen. Glücklicherweise haben wir im Internet eine Aufzeichnung der Krönungszeremonie mit der vollen Kraft eines russischen Chors sowie Nahaufnahmen der spannenden Inszenierung der russischen Vergangenheit, die in der Gegenwart eingebettet ist, gefunden: Boris Godunow: Krönungsszene

Hören Sie doch einmal hinein! Es lohnt sich!




 
 
 

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