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Kojich & Felder Reisen zur Kunst

Aus dem Reisetagebuch von Bo Kojich. Freitag, 2. August 2024



Eine Reise bei 33° ist nicht unbedingt angenehm, aber wenn man im eigenen Auto unterwegs ist, kann man die Klimaanlage etwas höher stellen. Mein Weg führt mich nach Monza. Neben mir die Neue Zürcher Zeitung mit den neuesten Nachrichten aus der internationalen Politik und den Resten meines Resieproviants. Aus dem Radio bringen mit die altbekannten Italo-Schlager bereits in Stimmung.


Capelle Teodolinda auch als Capelle Zavatarelli bekannt mit Malereien aus dem 15. Jahrundert

Nach Ankunft in Monza war ich nicht überrascht, dass bei dieser Hitze der Aperol Spritz die eigentliche Attraktion auf der Piazza del Duomo war. Mehrheitlich einheimische verkriechen sich unter den weissen Sonnenschirmen und ruhen sich nach ihren Einkaufstouren aus. Je nachdem wie gross die Einkaufstüten aus den bekannten Bekleigungsgeschäften ausfallen, könnte man das auch als Grand Tour bezeichennen, denke ich mir und gehe über den Platz in Richtung Dom. In der Basilika San Giovanni Battista sind kaum Menschen zu sehen. Da ist eine ältere Frau mit Rosenkranz, ein paar wenige Touristen, ein junger Mann im Gebet. Für mich ist das eine wunderbare Gelegenheit die Kapelle der Königin Teodolinda in Ruhe zu betrachten. Die Fresken stellen das Leben der langobardischen Königin und Gründerin von Monza dar. Sie entstanden im 15. Jahrhundert, lese ich in meinem Reiseführer, in eben jener Zeit, als die Herrschaft von den Visconti auf die Sforza überging. Und tatsächlich, da ganz oben erkenne ich auch ein erstes Wappen der Sforza.




Auf meinem Tagesprogramm steht noch die Besichtigung der Reggia di Monza, der königlichen Residenz, die zur Zeit Maria Theresias erbaut wurde. Bevor ich mich aber wieder auf den Weg mache, merke ich, das mein Reiseproviant doch vielleicht etwas zu knapp bemessen war. Ich suche einen Ort, wo ich neben etwas Schatten auch ein Mittagessen bekomme, das einer Königin wie Teodolinda würdig wäre. Bei Fantello glaube ich, ein solches Lokal gefunden zu haben. Die Einheimischen diskutieren über das Wetter, das Desaster der italienischen Fußballmannschaft bei der Weltmeisterschaft, den Medaillienspiegel bei den olympischen Spielen (die Spiele werden auch in einer Ecke im Fernsehen übertragen) und die Pläne für den bevorstehenden Sommerurlaub.



Das Mittagessen wird dann doch etwas länger dauern. Einerseits merke ich, dass die lange Reise doch etwas in den Knochen hängen geblieben ist, andererseits geniesse ich die Stimmung des Lokals und die fantastischen Speisen. Der Dessertwagen, der mir präsentiert wird, lässt wahrscheinlich bei allen, die Süsses mögen, das Herz höher schlagen.


Dann aber packt mich auf einmal wieder der Entdeckerdrang. Ich stehe auf und gehe zurück, um zur Reggia di Monza zu fahren. Beim Öffnen der Tür schlägt mir die Hitze des aufgeheizten Autos entgegen. Schnell den Motor und die Klimaanlage eingeschaltet. Der kurze Weg zur Residenz reicht kaum, um meinen kleine VW up! zu kühlen. Zum Glück ist die Residenz von einem Park umgeben, was dem Klima der Räume sehr zuträglich ist. Auch hier treffe ich nur wenige Leute an und ich habe manchmal die repräsentativen Räume ganz für mich alleine. Spätestens im Ballsahl, der unter Maria Theresia gebaut wurde, glaubt man, noch das klirren der Gläser und das rascheln der Röcke zu hören. Bei diesen Träumereien, vergesse ich die Zeit. Der Preis für ein langes Mittagessen und einen etwas längeren Aufenthalt in Reggia di Monza ist eine große Verspätung bei meiner Weiterfahrt, was sich spätestens aber beim Sonnenuntergang als Vorteil herausstellt. Jetzt kann ich mit offenen Fenstern fahren und die die Landschaft bei der Dämmerung geniessen.


Der Ballsaal der Reggia di Monza

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