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Thessaloniki: chaotisch schön

  • Kojich & Felder Reisen zur Kunst
  • 24. Okt.
  • 4 Min. Lesezeit
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Mit ihrer langen Uferpromenade am Ende des Thermaischen Golfs hinterlässt Thessaloniki einen einladenden und lebendigen Eindruck. Selbst das chaotische Straßenverkehrsgetümmel und die von überall herströmenden Menschenmengen stören nicht. Man lacht, grüßt sich, sitzt an jeder Ecke mit einem Kaffee oder Tee und genießt kleine Köstlichkeiten. Anders als in den großen, bekannteren Touristenstädten treten die Monumente hier weniger prominent hervor und wirken fast verborgen. Genau das macht diese Kulturstadt so überraschend und charmant.


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Die Geschichte


Ein makedonischer Helm: Der Besitzer ließ den Nasenschutz vergolden – ein Hinweis auf den höheren Rang des Soldaten. Ausgestellt im Archäologischen Museum.
Ein makedonischer Helm: Der Besitzer ließ den Nasenschutz vergolden – ein Hinweis auf den höheren Rang des Soldaten. Ausgestellt im Archäologischen Museum.

Thessaloniki wurde im Jahr 315 v. Chr. von Kassander, dem König von Makedonien, gegründet und nach seiner Frau Thessalonike benannt – der Halbschwester Alexanders des Großen, deren Name „Sieg über die Thessalier“ bedeutet. Die Geschichte Thessalonikis verläuft ununterbrochen von der Epoche der Makedonier über die der Römer bis in die byzantinische Zeit. In allen drei Epochen blieb Thessaloniki dank seiner imposanten Verteidigungsanlagen eine bedeutende und weitgehend autonome Stadt. Während der römischen Herrschaft war Thessaloniki nach Rom die zweitgrößte Stadt des Reiches und entwickelte sich zu einem wichtigen Verwaltungs-, Handels- und Verkehrszentrum. Die Stadt lag an der Via Egnatia, der großen römischen Ost-West-Straße, die Rom über Brundisium (das heutige Brindisi) und Dyrrachium (das heutige Durrës in Albanien) mit Konstantinopel verband. Auf dieser legänderen Strasse durften wir gegen Ende der Reise auch treten.


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Die Rotunda wurde ursprünglich um 304 n. Chr. unter Kaiser Galerius als Mausoleum oder römischer Tempel errichtet. Später, im 4. oder 5. Jahrhundert, wurde sie in eine christliche Kirche umgewandelt – und in dieser Zeit entstanden auch die berühmten Mosaiken.
Die Rotunda wurde ursprünglich um 304 n. Chr. unter Kaiser Galerius als Mausoleum oder römischer Tempel errichtet. Später, im 4. oder 5. Jahrhundert, wurde sie in eine christliche Kirche umgewandelt – und in dieser Zeit entstanden auch die berühmten Mosaiken.

Nach dem Vierten Kreuzzug (1204), als das Byzantinische Reich zerfiel, übernahm Thessaloniki zeitweise die administrative und kulturelle Führungsrolle im griechischen Raum. In dieser Zeit ließ die Palaiologen-Dynastie ihre Residenz in der Stadt errichten, wodurch Thessaloniki erneut zu einem wichtigen Zentrum des byzantinischen Lebens wurde. Es verwundert daher kaum, dass Thessaloniki ein besonders reiches byzantinisches Erbe bewahrt hat, was der Stadt durch UNESCO Welterbestatus annerkant wird. Neben den bekannten Kirchen Agios Dimitrios und Agia Sofia, der Kathedrale der Stadt, ist besonders die Kirche Osios David im oberen Stadtteil (Ano Poli) einen Besuch wert. Der Zugang ist etwas mühsam, doch man wird mit einem einzigartig gut erhaltenen Mosaik in der Apsis der Kirche belohnt. Dort blickt ein junger, bartloser Christus auf den Besucher herab – ein Motiv, das auf frühchristliche Ikonografie hinweist. Das Mosaik stammt aus dem 5. bis 6. Jahrhundert.


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Mazedonien und die königlichen Gräber von Vergina


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Verlässt man Thessaloniki in Richtung Westen, fährt man zunächst durch die weiten mazedonischen Ebenen, die von endlosen Reisfeldern und kleinen Dörfern geprägt sind. Die Landschaft ist ruhig und sanft, unterbrochen von vereinzelten Hügeln und Siedlungen, die den ländlichen Charakter Nordgriechenlands bewahren. Kurz nach dem malerischen See Agia Varvara erreicht man schließlich die historische Gegend von Vergina, die durch ihre bedeutenden archäologischen Funde – darunter das berühmte Mausoleum und die Königsgräber der makedonischen Herrscher – berühmt ist.


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Im Jahr 1977 entdeckte der griechische Archäologe Manolis Andronikos in Vergina, im Norden Griechenlands, eines der bedeutendsten Zeugnisse der antiken Welt: die königlichen Gräber von Aigai, der ersten Hauptstadt des makedonischen Königreichs.

Unter einem mächtigen Tumulus kamen prachtvolle Grabkammern zum Vorschein, reich geschmückt mit goldenen Kränzen, kostbaren Waffen und kunstvoll gearbeiteten Silber- und Elfenbeinobjekten. Besonders hervor sticht die goldene Larnax, geschmückt mit der Sonne von Vergina – dem Symbol der makedonischen Dynastie.

Andronikos identifizierte das Hauptgrab als Ruhestätte des Philipp II., des Vaters Alexanders des Großen. Die Funde sind im Archäologischen Museum von Aigai ausgestellt – einem eindrucksvollen unterirdischen Museum, das die Atmosphäre der königlichen Nekropole bewahrt und geschickt mit voller Dramaturgie durch die Entdeckung Androniakos chronologisch führt.


Wandmalerei mit Entführung der Persephone. Uten: Eingag zum Grab des Philipp II von Mazedonien
Wandmalerei mit Entführung der Persephone. Uten: Eingag zum Grab des Philipp II von Mazedonien

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Goldener Kopfkranz, ein der Funde im Grab von Philip II
Goldener Kopfkranz, ein der Funde im Grab von Philip II


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Wenn man östlich von Thessaloniki unterwegs ist, eröffnet sich eine ganz andere Seite Makedoniens. Die Fahrt führt entlang der Ägäisküste, vorbei an kleinen Fischerdörfern, weiten Feldern und dem endlosen Blau des Meeres. Schon die Landschaft macht Lust auf einen Zwischenstopp, doch das eigentliche Highlight wartet in Philippi – der einstigen zweiten Hauptstadt Makedoniens. Hier stößt man auf eine der bedeutendsten archäologischen Stätten Griechenlands. Überall zwischen den antiken Ruinen spürt man die Geschichte: das alte Forum, das Theater, Tempelreste und die beeindruckenden Überreste frühchristlicher Basiliken. Jede Ecke erzählt von einer Stadt, die sowohl im makedonischen Reich als auch in der frühen christlichen Epoche eine zentrale Rolle spielte. In diesem Zusammenhang ist auch an den amerikanischen Kunsthistoriker Bernard Berenson zu denken, der darauf hinwies, dass die Fragmentierung antiker Statuen einen besonderen ästhetischen Reiz ausübe, da sie im geistigen Auge des Betrachters den Impuls zur imaginativen Vervollständigung hervorrufe. Ähnlich erging es auch uns, als wir uns beim Anblick der Ruinen die einstige Stadt in ihrer imposanten Größe vorstellten.


Ruinen der Basilika „B“ in Philippi;  darunter die alten Steine der Via Egnatia, der römischen Handelsstraße, die Philippi einst mit dem Westen des Reiches verband.
Ruinen der Basilika „B“ in Philippi;  darunter die alten Steine der Via Egnatia, der römischen Handelsstraße, die Philippi einst mit dem Westen des Reiches verband.

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Ein postkartenwürdiger Abschied in Kavala


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Nach der Beschäftigung mit Geschichte und Altertum tut es gut, auch dem „profanen“ Griechenland zu begegnen – etwa bei einem langen Mittagessen am Meer. Eine gute Adresse in der Hafenstadt Kavala, unweit von Philippi, ist die Taverna Savvas (Tel. +30 2510 225 505). Heute gab es neben den gewohnt üppigen Mezé – Zucchini, Calamari, Oktopus und griechischer Salat – auch frische Rotbarben (Barboúni).


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Dazu ein ausgezeichneter lokaler Weißwein, ein Quitten-Dessert und der giechischer Kaffee zum Abschluss.













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Anschließend folgte ein Spaziergang am Hafen, ein Gruppenfoto und – natürlich – eine griechenlandwürdige Fischerhafen Postkarte als Erinnerung an diesen letzten Nachmittag. Die Möwen kreisten über uns, leise und unaufdringlich, als wollten sie den Moment nicht stören.


Mazedonien, 21. – 25. Oktober 2025:

Kojich & Felder Reisen zur Kunst mit Freunden der Kunst






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