Eindrücke aus Apulien, ein Reisebericht
- Kojich & Felder Reisen zur Kunst
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Aktualisiert: vor 25 Minuten

Nach unserer Landung in Bari starteten wir unsere Reise durch Apulien in Alberobello, um die Welt der Trulli zu erleben. Das sind traditionelle Rundhäuser mit konischen Dächern, die aus Trockenmauerwerk ohne Mörtel gebaut werden. Auf dem Kegel jedes Trulli befindet sich eine handgefertigte Sandsteinspitze (Pinnacolo), die viele verschiedene Formen haben kann. Beispielsweise Scheibe, Kugel, Kegel, Schale oder eine Kombination daraus. Sie sollen die Handschrift des jeweiligen Steinmetzes tragen, der das Trullo gebaut hat. Trulli sind längst ein touristischer Magnet geworden. An ihren Fassaden befinden sich Schilder von Bed-&-Breakfast-Unterkünften mit Bewertungen von Tripadvisor.
Die Trulli-Dörfer haben jedoch eine eigene Geschichte, wie auf einem alten Foto zu sehen ist. Die Menschen wurden hier geboren, wuchsen auf, pflegten die alten Olivenbäume in den umliegenden Feldern, besuchten Beerdigungen und Hochzeiten. All das geschah über Generationen hinweg, bevor die Dörfer von den ersten Touristen entdeckt wurden.

Lecce, Florenz des Südens?
In Lecce spricht der Stein eine verspielte Sprache. Im Umland wird ein weicher Sandstein abgebaut, der zu einer Ausbreitung des filigranen Lecceser Barocks geführt hat. Diese "Pietra Leccese" lässt sich fein bearbeiten und ermöglichte die rasche Ausbreitung des Lecceser Barocks, wovon die zahlreichen Bauwerke in der Stadtmitte zeugen. Eines der berühmtesten Beispiele dieses Barockstils ist die Fassade der Basilika Santa Croce.

Die Bezeichnung für Lecce: „Florenz des Südens“, die man oft in Reiseführern findet, ist sicherlich etwas übertrieben. Die Stadt ist aber auf jeden Fall einen längeren Besuch wert.

Nach der Kunst des Steinmetzgewerbes gehört unsere Aufmerksamheit der Kunst des Gelato. An der Piazza Sant’Oronzo, Ecke Via Templari, befindet sich das traditionelle Pasticeria Martinucci. Die Kunstgewante unter uns erkennen eine "romanische Rosette”, die auf einem Berg von Gelato thront.
Gestärkt besuchen wir die Kathedrale, in der ein Altar aufwendiger als der andere gestaltet ist. Hier sind die Einflüsse aus Spanien bzw. der sogenannte Platereske Stil klar erkennbar.

Auch die Straßenecken in Lecce sind farbig und voller Schwung. Dem hiesigen Fußballklub droht der Abstieg aus der ersten italienischen Liga. Trotzdem verkaufen sich die rot-gelben Trikots und Schals gut. Vor der Kathedrale spielt der Nachwuchs und träumt von einer besseren Zukunft des Clubs.


Meer, Meer und noch mehr Meer
Apulien zeichnet sich durch eine sehr lange Küstenlinie aus, die zwei Meeren gegenüberliegt: der Adria im Osten und Norden sowie dem Ionischen Meer im Süden. Mit 800 km Küstenlänge ist Apulien nach Sardinien und Sizilien die Region mit der größten Küstenausdehnung. Hier baute der Adel im 19. Jahrhundert üppige Sommerresidenzen – der Beginn der touristischen Tradition im sonnigen Salento.




Brindisi, ein Ort mit strategischer Lage
Die Bedeutung des Meeres entdecken wir jedoch erst in Brindisi. Von hier aus sind es nur 92 Seemeilen bis Albanien. Von hier aus brachen die Kreuzzüge auf. Hier endete die Via Appia Traiana, auf der Waren aus dem Orient nach Rom transportiert wurden. Das Ende der legendären Straße ist mit zwei gigantischen Kolumnen markiert. Eine davon steht noch intakt.


Ein weiteres Juwel der Romanik in Apulien: Das Kloster und die Klosterkirche Santa Maria di Cerrate
An der alten Straße zwischen Brindisi und Lecce befindet sich mit dem Kloster Santa Maria di Cerrate ein bemerkenswertes Zeugnis romanischer Baukunst. Das im 12. Jahrhundert unter normannischer Herrschaft errichtete spirituelle und architektonische Kleinod zählt zu den bedeutendsten Beispielen der apulischen Romanik. Die Klosterkirche beeindruckt durch ihre schlichte, aber kraftvolle Fassade, die mit kunstvollen Kapitellen und einem fein gearbeiteten Portal geschmückt ist. Im Inneren befinden sich wertvolle Freskenreste aus dem 13. bis 14. Jahrhundert. Das Kloster war einst ein wichtiges kulturelles und wirtschaftliches Zentrum. Die Mönche bewirtschafteten die umliegenden Ländereien, betrieben eine Ölmühle und verbreiteten Wissen und religiöse Bildung in der Region. Heute steht das Kloster als Beispiel für die harmonische Verbindung von Architektur, Natur und Geschichte Apuliens.




Trani, wo Italien noch langsamer tickt
Trani ist eine charmante Hafenstadt an der Adriaküste, in der die Zeit ein wenig langsamer zu vergehen scheint. Der historische Hafen liegt mitten im Zentrum und verleiht der Stadt eine besondere Atmosphäre.

Wahrzeichen Tranis ist die imposante Kathedrale San Nicola Pellegrino, die direkt am Meer erbaut wurde – ein Anblick, den man nicht vergisst. Ganz zufällig sind wir am 3. Mai zur Festa del Santissimo Crocifisso di Colonna in Trani gelandet. Dabei werden die Reliquien feierlich auf einem Fischerboot in den Hafen gebracht – ein eindrucksvolles Schauspiel voller Tradition und Glauben, das die tiefe Verbindung der Stadt zum Meer und zur Spiritualität zeigt.



Die Kathedrale von Trani ist dem San Nicola Pellegrino gewidmet. Dieser Heilige darf nicht mit San Nicola di Bari verwechselt werden. Dem „bekanntesten Heiligen Italiens“ sind wir bereits in Bari begegnet – in zahlreichen Straßennischen und natürlich in der ihm geweihten Kathedrale. In Apulien trifft man vielerorts auf seine Spuren.

So auch als Ikone an der Wand des Ristorante Il Brigantino, einer Institution in Barletta. Dort bezogen wir nach unserem Aufenthalt in Lecce unsere Unterkunft für den zweiten Teil der Reise. Das Restaurant wird bereits in dritter Generation geführt. Bereits beim zweiten Abendessen fühlten wir uns wie ein Teil der Familie und ließen uns mit den Köstlichkeiten der Adria verwöhnen.
Bitonto, ein Muss für die Reisen zur Kunst
Bitonto ist ein herausragendes Beispiel für die kulturelle Vielfalt Apuliens. In der Kathedrale San Sabino sowie im Mausoleum des Boemund wird die reiche Geschichte der Region greifbar – geprägt von Normannen, Byzantinern und Einflüssen aus dem arabischen Raum.





Castel del Monte, und nochmals Friedrich II.
Fast 40 Burgen hat der Stauferkaiser in Apulien hinterlassen. 39 davon kann man links liegen lassen und sich stattdessen nach Castel del Monte im Gemeindegebiet von Andria begeben. Am besten besucht man die Burg am Morgen, um sie in der Morgensonne zu erleben. Man sagt: „Il Castello non è stato costruito, è stato nato.” Nicht geschaffen, sondern geboren. Wie eine Krone, die über Nacht auf dem Plateau vom Himmel gefallen wäre. So kompakt, perfekt, groß und doch irgendwie überschaubar. Das ist der perfekte Abschluss für eine Reise durch Apulien.



Fazit
Unsere Reise hat uns gezeigt, dass man Apulien nicht in einer Woche erobern kann. Und das, obwohl wir ein relativ intensives Programm hatten. Wir haben beschlossen, wiederzukommen und die Region weiter zu erkunden. Irgendwann im nächsten Jahr, im Frühling oder vielleicht im Herbst. Wir werden in einer kleinen Gruppe reisen und wieder Orte aussuchen, an denen wir erstaunlicherweise sehr wenige Touristen angetroffen haben, wie beispielsweise in Bitonto oder Brindisi.
Haben Sie Interesse an der Reise nach Apulien im Jahr 2026? Dann schreiben Sie uns hier: Kontakt Apulien 2026
