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Kojich & Felder Reisen zur Kunst

Bulgarien Reise - Teil 1

Aktualisiert: 29. Dez. 2024


Erste Etappe: Veliko Tarnovo


Wir beginnen unsere Reise durch die dreitausendjährige Geschichte Bulgariens in Veliko Tarnovo (auch: Weliko Tarnowo), das sich malerisch von der mäandernden Jantra umarmen lässt. Sie war die Hauptstadt des Zweiten Bulgarischen Reiches. Schon der Name lässt die Bedeutung der Stadt erahnen: Veliko Tarnovo bedeutet auf bulgarisch Großes oder Ruhmreiches Tarnovo. Hier führten 1185 die Brüder Assen und Peter den Aufstand gegen Byzanz an. Unter Iwan Assen II. blühte Bulgarien auf. Es konnte sich bis an die Küsten der Ägäis, des Schwarzen Meeres und der Adria ausdehnen. "Tarnovo wurde zu einer Weltstadt und einem der wichtigsten Handelszentren, wo sich die Wege der Kaufleute aus Genua und Venedig, Dubrovnik und Durazzo, Wladimir und Nowgorod, aber auch aus Persien und Arabien kreuzten". So beschreibt der bulgarische Kulturhistoriker Assen Tschilingirov die Stadt an der Jantra. Das Zentrum des Reiches befand sich damals auf dem Hügel Tsarevets, einem der drei Hügel, die die Stadt überragen. Die Burg Tsarevets war eine eigene Stadt mit Handwerker- und Wohnvierteln, Klöstern und Kirchen. In der Blütezeit standen auf dem Hügel mehr als 20 Kirchen. Das bulgarische Reich stand in regem kulturellen Austausch mit Byzanz. So ist es nicht verwunderlich, dass bulgarische Kirchen die Grundform der byzantinischen Kreuzkuppelkirchen übernommen haben. Die einschiffige Kirche St. Demetrios in Thessaloniki ist ein gutes Beispiel dafür. Diese Kirche in Weliko Tarnowo zeigt jedoch, dass die Tarnowoer Schule auch einen eigenen Stil entwickelt hat: das farbige Sichtmauerwerk, das den Betrachter durch den rhythmischen Wechsel von roten und weißen Steinen, Ziegeln und Keramiken in seinen Bann zieht.


Nur wenige Minuten von Veliko Tarnovo entfernt liegt das Dorf Arnanasi, dessen Name auf eine albanische Urbevölkerung hinweist. Die christlichen Albaner, die Arbanasi gründeten, stammten wahrscheinlich aus Epirus und wurden nach der osmanischen Invasion auf dem Westbalkan hierher umgesiedelt. In ihrer neuen Heimat erlebten sie mehrere Jahrhunderte des Wohlstands. Das Dorf und seine Umgebung waren persönlicher Besitz einer langen Liste von osmanischen Würdenträgern, darunter ein Schwiegersohn von Sultan Süleyman dem Prächtigen. Die Einwohner waren von einer Reihe von Steuern befreit, was Arbanasi zu einem bevorzugten Handelsplatz für Wolle, Fleisch und Schmuck sowie für den Handel mit dem gesamten Osmanischen Reich machte. Zwangsläufig siedelten sich auch andere Nationalitäten an, so dass sich die Bevölkerung des Dorfes innerhalb weniger Jahrzehnte vervierfachte. Dementsprechend zahlreich sind die Sakralbauten des Ortes. Die Geburtskirche ist die älteste Kirche in Arbanassi. Sie wurde im 15. Jahrhundert erbaut. Das Äußere des schlichten und niedrigen Baus täuscht über den Reichtum an Kunstwerken hinweg, der sich in seinem Inneren verbirgt.



Fast jeder Zentimeter des gewölbten Innenraums ist mit Gemälden und Fresken aus dem 17. Jahrhundert bedeckt: Szenen aus dem Alten und Neuen Testament, das Leben Christi, die Tugenden der Jungfrau Maria, sogar ein Fries mit griechischen Philosophen.


In Veliko Tarnovo bleiben wir 2 Nächte und neben der Stadt und die Umgebung machen einen Ausflug und nach Iwanowo, 22 km von Donau entfernt. Hier besichtigen wir die Felsenkirche der Jungfrau Maria, ein UNESCO-Weltkulturerbe, das sich in einer Felswand über dem Tal des Lom verbirgt. Beindruckend sind die Fresken aus dem 13. und 14. Jahrhundert.


Auf dem Weg nach Süden durch Balkangebirge



Das Wort "Balkan", türkisch für Gebirge, bezieht sich auf eine 600 km lange Gebirgskette, die sich vorwiegend durch Bulgarien zieht. Auf dem Weg nach Südbulgarien durchqueren wir dieses Gebirge über den 1185 m hohen Schipka-Pass. 1877 und 1878 fanden hier während des Russisch-Osmanischen Krieges große Schlachten zur Befreiung Bulgariens statt. Die Schlacht an der Marica 1371 bedeutete das Ende des Zweiten Bulgarischen Reiches. Die Osmanen wurden seitdann die Herren des größten Teils des Balkans. Während der 500-jährigen osmanischen Herrschaft in Bulgarien kam es zu zahlreichen, oft blutigen, Aufständen, die erst 1878 am Pass erfolgreich waren. So ist es nicht verwunderlich, dass am historischen Schipka-Pass ein imposantes Denkmal des Befreiungskrieges steht.



Auf dem Berliner Kongress 1878 wurde Bulgarien ein autonomes Fürstentum, ein Jahr später wurde in Weliko Tarnowo die konstitutionelle Monarchie ausgerufen. Doch das Land kam nicht zur Ruhe. Es folgten zwei Balkankriege (1912-1913) und zwei Weltkriege. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Bulgarien Teil des kommunistischen Blocks. Wenige Kilometer vom Schipka-Pass entfernt erinnert das Buzluzdha-Denkmal an diese Zeit. 1961 wurden anlässlich des 70. Jahrestages der Gründung der Bulgarischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei durch die Gruppe um Dimitâr Blagoev auf dem Buzludzha-Gipfel drei Denkmäler enthüllt: zwei Fackelfäuste, ein futuristisch anmutender untertassenförmiger Körper mit dem Stern in einem gemeinsamen Turm Es hieß, dass die roten Sterne von Buzludzha bis zur rumänischen Grenze im Norden und zur griechischen Grenze im Süden zu sehen waren.


Die Zeiten, als dieses Denkmal mit großer Unterstützung der Bevölkerung und viel Euphorie eingeweiht wurde, sind längst Geschichte.

Das neu errichtete Buzludzha Memorial House wird von einer großen Menschenmenge besucht.

Plowdiw, einer der ältesten Städten Europas


Die Stadt Plovdiv liegt in der Thrakischen Ebene an beiden Ufern des Flusses Mariza unweit des Rhodopengebirges und ist die zweitgrößte Stadt Bulgariens. Die ältesten Siedlungsspuren im heutigen Stadtgebiet stammen aus dem 5. Jahrtausend v. Chr. aus der Zeit der Thraker. Philipp II. von Makedonien gründete die Stadt im Jahr 342 v. Chr. Da die Stadt an der wichtigen Römerstraße Millitia lag, errichteten die Römer hier öffentliche Gebäude, Tempel, ein Stadion und ein Theater, das bis zu 7.000 Zuschauern Platz bot.



Wenige Meter vom Römischen Theater entfernt steht die 600 Jahre alte Dshumaya-Moschee. 1364 kam Plovdiv unter osmanische Herrschaft und erhielt den Namen Filibe. Die Stadt entwickelte sich als Tor zum Orient mit guten Verbindungen nach Konstantinopel und Thessaloniki einerseits und Wien und Leipzig andererseits. Filibe entwickelte sich zu einer kosmopolitischen osmanischen Stadt, zu einem Zentrum des Handels und des Handwerks. Bulgaren, Türken, Griechen, Armenier und Juden lebten hier.

Die Wände und Gewölbe der Dshumaya-Moschee sind mit farbigen Ornamenten und Texten aus dem Koran verziert. Die reiche Dekoration zeugt von der einstigen Bedeutung der Stadt.


Ihre große wirtschaftliche Bedeutung behielt die Stadt auch nach der Befreiung von den Türken im späten 19. und 20. Jh. Der damalige Markt von Plovdiv zählte mehr als 1.100 Geschäfte. Bei einem Spaziergang durch die heutige Einkaufszone, die auf dem alten Markt errichtet wurde, spürt man noch immer eine weltoffene und kosmopolitische Stadt. Besonders schön ist die Architektur aus dem 19. Jahrhundert, als die bulgarische nationale Identität wieder erwachte (Bulgarische Nationale Wiedergeburt). Zum Beispiel das Argır Kuyumcuoğlu Haus (1847), das heute das Ethnographische Museum beherbergt.



Berge, Burgen und die Boyaren


Obwohl sich das Balkangebirge Stara Planina verlockend über dem nördlichen Horizont von Plovdiv erhebt, sind die üppigen Rhodopen im Süden näher und vielleicht noch schöner. Nur 20 Kilometer von Plovdiv entfernt liegt auf einer Klippe in den Ausläufern der Rhodopen die Festung Asen, ein beeindruckendes mittelalterliches Bauwerk, das im Laufe der Jahre von Byzantinern, Kreuzrittern und schließlich in seiner heutigen Form vom bulgarischen Zaren Ivan Asen II. im Jahr 1231 besetzt und ausgebaut wurde.



Für einen fantastischen und dennoch leicht zugänglichen Blick auf die Berge lohnt sich ein Besuch des Orlovo Oko (Adlerauge), einer Aussichtsplattform in der Nähe der berühmten Yagodinska-Höhle.



Der Mai ist in Bulgarien der Inbegriff des Frühlings, eine Zeit, in der die Landschaften des Landes in leuchtenden Farben erstrahlen. Die Berge sind mit Wildblumen und üppigem Grün bedeckt. Die klare Bergluft ist erfüllt vom Duft blühender Blumen wie Flieder, Rosen und verschiedenen Wildkräutern, die eine erfrischende Atmosphäre schaffen. Der Mai ist auch der Monat, in dem Bulgariens berühmte Rosenfelder im Tal der Rosen bei Kazanlak in voller Blüte stehen. Dorthin führt die nächste Etappe unserer Reise durch Bulgarien, wo wir uns auf die Spuren der Damaszener Rosen und der geheimnisvollen Thraker begeben.


Link zur Reise:











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