Eine Postkarte aus Bulgarien
- Kojich & Felder Reisen zur Kunst
- vor 3 Tagen
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Eine Stunde nach unserer Landung in Sofia fahren wir entlang des Balkangebirges, das der gesamten Region im Südosten Europas seinen Namen verleiht. Der orange-blaue Himmel verspricht gutes Wetter. Tatsächlich werden wir in Weliko Tarnowo mit klarem Sonnenlicht geweckt. Ein echtes „Room with a view”. Weliko Tarnowo, auch „Rumreiches Tarnowo” genannt, ist die erste Etappe unserer Bulgarien-Reise. Im Jahr 1185 trat die Stadt in die Geschichte ein, als die beiden Boljarensöhne und späteren Zaren Assen und Peter in der Sweti-Georgi-Kirche das bulgarische Volk zum Kampf gegen Byzanz aufriefen. Der Aufstand dauerte zwei Jahre und endete mit der Unabhängigkeit Nordostbulgariens, die von Byzanz anerkannt wurde. Der Beginn des Goldenen Jahrhunderts Bulgariens.

Die Yantra windet sich um Weliko Tarnowo. Hier hat sie sich über Millionen von Jahren ein tiefes Tal eingeschnitten. Entlang des Tals gelangt man zur Tsarvets-Burg aus der Zeit der Assen-Dynastie.

Wir entscheiden uns, diese Burg zu erobern.

und werden mit einer eigenartigen Kirche belohnt.

Die sogenannte Schwarze Kirche war im Mittelalter die Kirche des Patriarchen der Assean-Dynastie. Wie fast alles auf der Burg, samt dem Assean-Palast, ließen die Osmanen sie zerstören. Die Festung, die Kirchen und Paläste ragten zu hoch über die Moscheen der Stadt. Es ist den Kommunisten zu verdanken, dass die Kirche in den 1980er Jahren neu bemalt wurde – in einem seltenen Stil, der eine Mischung aus Sozialrealismus, Neogotik und byzantinischer Kunst darstellt. Eine künstlerisch sehr gelungene Arbeit von Theophan Sokerow.

Als Kontrast zur Schwarzen Kirche sehen wir in der Kirche Auferstehung Christi Fresken aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Besonders sehenswert sind die Gewänder der Heiligen mit ihren Motiven, die an italienische Renaissance-Stoffe erinnern. Das überrascht nicht, da Tarnowo an den wichtigsten Handelswegen lag und auch einige dieser Stoffe den Weg dorthin wahrscheinlich gefunden haben. Die Kirche befindet sich im Dorf Arbanasi nahe Tarnowo. Arbanasi erhielt im 16. Jahrhundert Steuerprivilegien von Sultan Süleyman dem Prächtigen und entwickelte sich zu einer wohlhabenden Gemeinde.

Für all die kulturellen „Anstrengungen“, die wir heute unternommen haben, wurden wir mit einem feinen Forellengericht, einem lokalen Sauvignon Blanc und einem schönen Ausblick auf die Balkan-Gebirge belohnt.

Wie bekannt, verbindet Kunst Menschen. Bei unseren Reisen werden manche sogar jünger. Ist Kunst also ein Jungbrunnen? Vielleicht.

Am späten Nachmittag erreichen wir Ruse an der Donau. Darüber ein anderes Mal mehr.
Liebe Grüsse aus Bulgarien
Bo Kojich