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Sizilien: Bilder, Geschichten und Legenden

Kojich Reisen zur Kunst


Es lohnt sich, in Catania einmal früh aufzustehen und sich zum Mercato di Pesci zu begeben. Im blauen Sfumato des Morgens erklingen dort die lauten Aufrufe der Verkäufer. Der Markt befindet sich nur wenige Schritte unweit der Piazza del Duomo. Über dem weitläufigen Platz thront die Kathedrale von Catania, erbaut im Stil des sizilianischen Barrocks. Nach dem grossen Erdbeben von 1663 hatte eine neue Generation von Architekten, die ihre Lehrzeit in Rom absolviert hatten, die Gelegenheit, Bauten im neuartigen Barockstil zu errichten. Seitdem ist Catania Barock pur. Überall schauen von reich verzierten Fassaden die Putten und grinsenden Masken herunter, welche den besonderen sizilianischen Barockstil kennzeichnen.


Palermo, auf der Westseite der Insel, atmet dagegen den Stil des Orients, wie man in dieser Wunderkammer eines noblen Palastes sehen kann. "Das, was werden soll, erlaubt Gott. Das was er nicht will, wird nicht geschehen." Diese Inschrift wird an den Wänden des Hauses wie ein Mantra wiederholt. Die Ursprünge der Verse sind aus dem Koran und bezeugen die Präsenz der Araber zwischen dem 9. und 11. Jahrhundert.

In Palermo werden wir oft auf das Nebeneinander räumlich weit entfernter Kulturen stossen. Die Araber, die Normannen, die Habsburger – sie alle haben hier ihre Spuren hinterlassen. Eine weitere Trouvaille: der Palazzo Butera, ein kürzlich restauriertes barockes Ensemble im Stadtzentrum. Faszinierend ist die "Gothic Hall" im Herzen des Palasts, eine eklektizistische Verbindung gotischer Stilelemente aus dem 18. Jahrhundert und modernem italienischen Design.


Den Palazzo Abatellis muss man vor allem wegen eines einzelnen Bildes besuchen: Maria der Verkündigung (1475), von Antonello da Messina. Die Annunziata von Palermo stellt eine Besonderheit in der Malerei der Renaissance dar. Maria wird hinter einem aufgeschlagenen Buch sitzend dargestellt. Der Engel der Verkündigung ist im Bild nicht zu sehen, die Handlung spiegelt sich allein in Gestik und Mimik der Maria wider.



Unsere heutige Reise endet in der Nähe von Messina, in Tindari. Auf einem Felsen hoch über dem Mittelmeer steht die Wallfahrtskirche Madonna di Tindari. Ein einmalig schöner Ort, über den der Dichter Salvatore Quasimodo das Gedicht "Vento a Tindari" schrieb. Die erste Zeile lautet: „Tindari, mite ti so”, Tindari, ich kenne deine Legende.


Er kannte natürlich die Legende eines aus Byzanz ankommenden Schiffes, das hier im Sturm Zuflucht gesucht hatte. Als der Sturm sich legte, löschten die Matrosen die Ladung, um das Schiff wieder navigationsfähig zu machen. Zu ihr gehörte auch ein grosser Holzkasten, den die Fischer von Tindari später an Land zogen. Als sie ihn öffneten, fanden sie eine Marienstatue aus Zedernholz. Die Inschrift am Sockel ist eine Selbstbeschreibung: „Nigra Sum sed Formosa”, Ich bin schwarz, aber schön. Die Statue wird seither in Tindari aufbewahrt und ist der Grund dafür, dass hier später eine grosse Wallfahrtskirche errichtet wurde. "



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